Bevor Thomas Reimer den Dienst beginnt, braucht der Leiter der Station Berlin einen Tee. „Einen richtigen Tee. Für mich ist das eine Tasse schwarzer Tee und die gehört ganz klar zum Starterpaket“, schmunzelt der 54-Jährige, „ohne die Tasse Tee ist die Routine gebrochen.“ Zu der gehört beim Dienstbeginn das Abarbeiten der Checklisten und die Übergabe durch die Kollegen. „Durch die Richtlinien des Bereichs ,Operations’ haben wir klare Vorgaben“, erklärt Thomas Reimer. Wie viele seiner Kollegen wurde auch Reimer bei der Bundeswehr ausgebildet. „Zu meiner Zeit konnten noch Unteroffiziere die Pilotenausbildung machen. Nach eineinhalb Jahren saß ich schon im Hubschrauber, bin nach siebeneinhalb Jahren mit 1500 Flugstunden als Oberfeldwebel raus aus der Bundeswehr. Das ist eine Zahl, da bekommen die Jungs heute Tränen in den Augen“, erinnert sich Reimer, der Anfang der 90er Jahre bei der „Operation Kurdenhilfe“ zu den Heeresfliegern gehörte, die zum ersten großen humanitären Einsatz der Bundeswehr im Ausland aufbrachen.
Nach dem ersten Irak-Krieg waren zwei Millionen Kurden in die Türkei und in den Iran geflüchtet. Reimer zählte zu den Heeresfliegern, die Flüchtlingslager in der Region Bakhtaran mit Lebensmitteln versorgten.
„Ich habe heute noch Bilder von einem Einsatz vor Augen. Wir flogen in ein Tal, in dem sich ein Flüchtlingslager befand. Ich bin mit dem Helikopter nur soweit runter gegangen, dass man die Kufen nicht greifen konnte und dann hat unser Bordmechaniker die Pakete mit den Lebensmitteln raus geworfen. Ich erinnere mich an eine hochschwangere Frau. Sie fing ein Paket und danach stürzten sich die anderen auf sie. Manchmal frage ich mich, was wohl aus der Frau geworden ist.“